Ellen R. Dornhaus

Kulturwochen

Wie eine Orgel entsteht... und klingt

Große Fotoausstellung im September auch im Stadtmuseum Bonn

Wachtberg-Pech- Über ein Jahr lang, ein bis zwei Mal pro Woche war sie in der berühmten Orgelbauwerkstatt Klais in Bonn zu Gast und hat den Entstehungsprozess einer Orgel fotografisch festgehalten. Im Rahmen der 7. Wachtberger Kulturwochen stellte Ellen Dornhaus eine kleine Auswahl dieser Fotos in der Pecher Gnadenkirche aus.

In der Klais-Werkstatt den Orgelbauern über die Schulter geschaut

Bei der Vorstellung ihres Projektes wurde schnell deutlich, mit wie viel Elan und wachsender Freude die Fotografin den Bau einer Klais-Orgel, hier für die Sankt Stefan Kirche in Mainz, begleitet hat.

Vom Rohstoff bis zur Aufstellung vor Ort hat Dornhaus jeden Schritt dokumentiert - mit Fotos besonderer Güte, verliebt bis ins kleinste Detail. Die Möglichkeit, in der Klais-Werkstatt tagtäglich anwesend sein und fotografieren zu dürfen, sei für sie eine große Ehre gewesen, sagte Ellen Dornhaus rückblickend und beschrieb ihr zuweilen auf engstem Raum beschränktes Arbeitsumfeld, besonders in der hauseigenen Gießerei. Da bei Klais die gesamten Fertigungsarbeiten in einer Hand liegen, wie schon im18. Jahrhundert übrigens immer noch im selben Haus, bot sich hier die Gelegenheit, jedes Detail der Herstellung im Bild fest zu bannen.

Intonateur

Von Blindpfeifen und der Orgel als Skulptur

Anhand der ausgewählten ausgestellten Aufnahmen erklärte sie den interessierten Gästen den Aufbau einer Orgel, die verschiedenen Orgelpfeifen, den Spieltisch und die Gesamtkonzeption eines jeden solchen Instrumentes. Eine Orgel sei ein Kunstwerk, sowohl handwerklich, klanglich als auch architektonisch, sagte Dornhaus, was nicht zuletzt durch so genannte Blindpfeifen, das Erscheinungsbild abrundende Pfeifen ohne Funktion, zum Ausdruck käme. Eine Orgel sei eine Skulptur, fuhr Dornhaus fort.

Sehr detailliert schilderte sie, wie mittels variantenreicher und feinster Bearbeitung die jeweiligen Farbklänge der einzelnen Pfeifen erzeugt werden. Selbst kleinste Einkerbungen spielen hierbei eine entscheidende Rolle. Die Konstruktion jeder Orgel richte sich immer auch nach der Örtlichkeit, für die sie bestimmt sei. Der Aufbau der fertigen Orgel in der Mainzer Sankt Stefans Kirche habe vier Monate gedauert. Oftmals müssten Fundamente erneuert werden, um die Stabilität sicher zu stellen.

Insgesamt ist es ein langer Prozess, an dem viele Fachleute beteiligt sind und Hand in Handarbeiten, bis eine Orgel ihrer Bestimmung übergeben werden kann.

Von Registern, Farbklängen und hohen und tiefen Tönen

Am ersten Tag der Fotoausstellung gab es nach Dornhaus erklärenden Einführungen auch akustisch eine Lehrstunde in punkto Orgel. Organist Hans-Peter Glimpf demonstrierte auf der Orgel in der Gnadenkirche das Klangspektrum dieses Instrumentes, das seinerzeit die Werkstatt Merten für die Pecher Kirche gefertigt hat.

Mit elf Registern sei dies eine eher kleine Orgel, erläuterte Glimpf, wobei, ergänzte er, es eine besondere Herausforderung sei, eine kleine Orgel mit schönem Klang zu bauen als eine große. Dass das bei der Pecher Orgel gelungen ist, davon konnten sich die Zuhörer anschließend überzeugen. Glimpf ließ eine kleine Auswahl der verschiedenen, in unzähligen Varianten zu mischenden Farbklänge ertönen und vermittelte so den Anwesenden einen ersten Einblick in das große musikalische Vermögen dieser „kleinen" Orgel.

Orgelpfeifen

Große Fotoausstellung im September im Bonner Stadtmuseum

Das, was Dornhaus jetzt nur in einem kleinen Auszug zeigte, wird im September in einer großen Fotoausstellung im Stadtmuseum Bonn zu sehen sein. Dort wird dann der gesamte Entstehungsprozess der Orgel in vielfachen Fotos dargestellt werden. Die Vernissage ist für den 17. September 2013 vorgesehen. (GW)

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